Kategorie-Archiv: Wie wir wirtschaften

Was sollten Entwicklungsschäden durch giftige Chemikalien und der „Edathy-Skandal“ gemeinsam haben?

Die politische Strategie, sofort ganz scharfe neue Gesetze zu erlassen.

Im Lancet wird eine neue Untersuchung veröffentlicht, die auf enge Zusammenhänge zwischen Entwicklungsschäden bei Kindern (von Autismus über ADHS bis Dyslexie) durch chemische Toxine hinweist. Diese Substanzen finden sich in privaten Haushalten (bei der Mottenbekämpfung und in chemisch gereinigter Kleidung), in landwirtschaftlichen Produkten, in Autos. Dass diese Substanzen krank machen ist nicht neu. Ein bisschen begrenzt man es ja auch, so mit Obergrenzen und so. Aber verbieten? Wo wäre dann das Wachstum?

Ich wünsch mir manchmal, dass man nicht nur auf ungefährlichen Feldern (da wo sowieso alle zustimmen) nach rigorosen Regeln für den Kinderschutz schreit.

Oder noch besser, eine Diskussion führt über Moral, Verantwortung, Vorbild und das, was man auch in einer fluiden Gesellschaft nicht darf.

Neue Preismodelle! Damit ich endlich weiß, was ich kaufe!

Lexware, Produzent von kaufmännischer Software, die einfach zu bedienen und funktional ist und bisher auch zu einem guten Preis auf dem Markt war, hat sich entschlossen, uns Kunden endlich klar zu machen, was wir kaufen und wieviel wir wofür bezahlen. Das alte Modell war auch unübersichtlich, man wusste nie, was in der Tüte war, die der DHL-Mann brachte und erst wenn man die Rechnung las, wusste man, was man zahlt. Besonders schwer für dumme Kunden war zwischen Vollversion und Update zu unterscheiden. Wir dürfen jubeln, die schlimmen Zeiten sind vorbei. Dank der neuen Preismodelle gibts nur noch Abo oder Vollversion mit Ablaufdatum.

Was in der Transparenzorgie allerdings fehlt ist die Preissteigerung von 45% in der Aboversion und 75% in der Jahresversion bezogen auf die frühere Update-Version.

Ach ja, und den Einzelhandel ist man auf die Art auch gleich los.

Mehr Transparenz für alle, kann ich da nur sagen.

p.s. Erfreulicherweise gibt es ihn doch noch, den Einzelhandel mit den besseren Preisen.

Zertifizieren und standardisieren als Symptome einer Misstrauenskultur

Die These ist ja nicht neu und Tilman Allert bringts in der FAZ auf den Punkt: „Gemeinschaftsbildung durch Zertifizierung unterstellt Misstrauen als Prämisse, belohnt situative Ergebenheit und schwächt die Autonomie.“

Befreiung vom Überfluss

Wir werden so lange wachsen, bis wir am eigenen Wachstum ersticken. Die Ressourcen sind nachhaltig verschwunden, Öl wird keines nachwachsen und der Müll wird wieder aus den Entwicklungsländern zu uns zurückwandern.

Es ginge auch anders: Regionalisierung der Produktion, geringe Distanz zwischen Produktion und Konsumtion und Genügsamkeit.

So finden wir dann auch wieder die Zeit, den Vortrag von Niko Paech zur Postwachstumsökonomie auf Radio Vorarlberg nicht nur herunterzuladen (und mit Stolz auf unser wachsendes, nie angehörtes MP3 Archiv zu blicken) sondern auch nachzuhören.

Finanzkrise? Was für eine Finanzkrise?

Warum machen sich eigentlich alle so viele Gedanken über Geld, das schon nicht da war, als man es verlieh und von dem man jetzt, vernünftigerweise, davon ausgehen kann, dass man es um einiges später bekommt, als man gedacht hat?

Das Geld, das an Griechenland und an fast alle anderen Kreditnehmer verliehen wird, existiert schon zum Zeitpunkt der Kreditvergabe nicht. Wohl denen, die eine Berufsschule besucht haben und dort etwas über die wundersame Vermehrung des Geldes bei Banken gelernt haben. Das Zauberwort heißt: Geldschöpfungsmultiplikator. Damit wird die Zahl bezeichnet, mit der man die tatsächliche Geldmenge multiplizieren muss, um auf die in den Büchern der Banken zu findende Geldmenge zu kommen.

Kurz: Sie bringen Ihrer Bank 10.000 Euro, für die Sie einen Gegenwert in Produkten erstellt und verkauft haben. D.h. diese Werte sind zum Anfassen auch da. Ihre Bank behält eine Reserve in ihren Tresoren (die Bargeldquote, um Ihren Bargeldhunger am Automaten bedienen zu können, und eine Mindestreserve an die Bundesbank) und den Rest gibt sie z.B. als Kredit an Ihre Nachbarn. Die kaufen mit dem Kredit Waren, die Einnahme des Händlers landet bei der Bank und, genau, die behält eine Reserve in ihren Tresoren und gibt den Rest als Kredit an ihre übernächsten Nachbarn gegenüber.

Bei einer Bargeldquote von ca. 20% und einer Mindestreserve von 2% ergibt sich ein Geldschöpfungsmultiplikator von 4,55. Und so werden aus Ihren 10.000€ ruckzuck 45.500€. Also 35.500€ Luftgeld. Möchten Sie auch mal machen? Hat schon Bertolt Brecht gesagt: Was ist der Überfall auf eine Bank gegen die Gründung einer Bank.

Näheres zur Buchgeldschöpfung.

Und schauen Sie doch mal rein aus Interesse, was Sie zum Zinsverbot in den Religionen finden.