Kategorie-Archiv: Konfliktlösung

Ausgrenzung – wenn man das Problem nicht lösen möchte

Noch einmal Paris. Die Kriminellen von Paris berufen sich auf den Islam, eine islamische Gruppe bekennt sich zum Anschlag und reflexhaft sagen die Repräsentierenden der Politik, der Religion und alle, denen ein Mikrofon hingehalten wird: die haben nix mit dem Islam zu tun.

Weg sind sie aus der Religionsgemeinschaft, aus der Gesellschaft und, wenn es nach Seehofer und anderen geht, bald auch aus dem Land. Endlich aufatmen.

Natürlich ist Gewalt ein Aspekt des Islam, genauso wie des Christentums, des Judaismus, des Hinduismus und des Buddhismus (Liste bitte selbst ergänzen). Viele Menschen, die diesen Religionen anhängen, haben in der Geschichte Gewalttaten begangen, die durch ihre Religion zugelassen und gefordert wurde. Religionen werden sich damit auseinandersetzen müssen und einen Weg finden müssen, sich zu modifizieren. Ein „die gehören nicht zu uns“ ist keine Lösung des Problems. Die Frage stellt sich nicht, welche Religionen gehören in welches Land, sondern wie geht man in einem Land mit Gewalt um. Aus jeder Ecke.

Saïd und Chérif Kouachi gehören zum System.

Systeme, die Mittel für sich für gerechtfertigt halten, die sie bei anderen verdammen, von der Drohne bis zum nationalen Freibrief, Gesetze in anderen Ländern brechen zu dürfen (Kanada), werden ihre Gewaltprobleme nicht durch Ausgrenzung lösen.

Theorie und Praxis des Integrationsgeschwafels

Gesucht habe ich Inspirationen zu „gemeinsam arbeiten“. Gefunden habe ich eine etwas ältere Beschreibung eines internationalen Sommercamps und Projektes im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Beschimpfungen wie „dreckiges Pack“ von Integrationswilligen nach einem Deutschkurs sehr gut verstanden werden und auch die damit verbundene Botschaft: egal, welche Sprache ihr sprecht, hier seid ihr nicht erwünscht.

Man muss aber gar nicht nach Brandenburg fahren, um solche Szenen zu erleben. Es geht auch viel subtiler im Alltag: Die Bewerbung, die aufgrund des komischen Namens zurückkommt, die Personaler, die keine freien Stellen haben und den kurz darauf – mit deutsch klingendem Namen – Anrufenden zu einem Gespräch einladen.

Das Fremde wird meist konstruiert, um das Eigene schärfer konturieren zu können. Mehr über „Die Herausforderung durch das Fremde“ hat die berlin-brandenburgische  Akademie der Wissenschaften schon in den 90ern in einem Forschungsprojekt dargestellt.

Die Welt in der ich lebe – und die Welt in der mein Nachbar lebt

Zweckmäßigster Irrtum – Ist Wahrnehmung so wahr? heißt eine hörenswerte Maisendung des Bayerischen Rundfunks. Wären wir uns der relativen Qualität unserer Wahrnehmung und ihrer Eigenbezüglichkeit immer bewusst, wer weiß, vielleicht würden wir weniger leicht in schnelle Urteile und heiße Konflikte geraten.