Kategorie-Archiv: Arbeit und Wirtschaft

Träge, faul, Lebenskunst oder einfach die neue Arbeit begrüßen

Tom Hodgkinsons Buch „Anleitung zum Müßiggang“ ist auf jeden Fall eine Empfehlung für alle, die so in ihrem Alltag stecken, dass sie dringend eine gedruckte Anleitung benötigen, was mann und frau so alles tun können – außer arbeiten – um 7, um 8, um 9, um 10, um 11, um 12… Uhr morgens.

Es stimmt, die Phase zwischen Aufwachen und Aufstehen sollte nicht zu kurz ausfallen, die besten Gedanken, Ideen, Philosphien und Geschichten werden in dieser Zeit geboren. Und wenn dann der Kater ab 12 einsetzt, auch dafür hat Hodgkinson einen passenden Vorschlag. Mehr Anregungen gibts auf seiner website The Idler.

Hin und wieder öffnet sich der Blick für Anderes

Nie wieder Vollbeschäftigung! Eine Tagung in St. Arbogast, Götzis, Vorarlberg, Österreich. Mit Vorträgen von Günter Funke und Carsten Stahmer. Und während der Vorträge das Gefühl, oh ja, man kann die Welt auch mit ganz anderen Augen sehen: Niemand muss für eine Arbeit in der Wirtschaft fit gemacht werden, deren Versprechen nie eingelöst werden. Die facts: hätten wir in Deutschland Vollbeschäftigung, also rd. 10 Mio Menschen mehr in der Erwerbstätigkeit, bei gleicher Produktivität wie jetzt, würde das Doppelte an Gütern hergestellt werden wie heute, ohne dass jemand genau sagen könnte, wohin damit. Eine wachstums- und technikorientierte Wirtschaft funktioniert nur für die Geldbesitzer, nicht für die Arbeitskraftbesitzer. Wie wollen wir also leben? Dazu stellte Stahmer sein Modell der Halbtagsgesellschaft vor, mit einem Ausgleich der Arbeitsverteilung zwischen Männern und Frauen und als komplementärer Währung: Zeit.

Dass dabei ganz schnell die Frage nach dem „Wie“ auftauchte, war klar; und dass sie an dem Tag nicht beantwortet wurde eigentlich auch. Mitnehmen konnte ich aber den Anstoß zum Weiterdenken, neu Denken und neu Fragen.

Es wird immer wichtiger werden, nicht die Frage zu stellen „Wie fit bist du für die Wirtschaft“ sondern die Frage „Was willst du in die Gemeinschaft einbringen, wie willst du Dich einbringen, wie willst du ein erfülltes Leben führen und – mit Fritjof Bergmann – „Was willst du wirklich, wirklich?„.

Links zur Halbtagsgesellschaft: dieGesellschafter.de und bei der WDR Lernzeit

Links zur Neuen Arbeit von Fritjof Bergmann und bei brand eins, schon 2004 erschienen, Konzepte für Deutschland

Und noch einmal brand eins Nie wieder Vollbeschäftigung 7/2005

Ob’s was bringt? Gleichstellungsgesetze

Seit August gilt in Deutschland das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG, früher auch: Antidiskriminierungsgesetz). Nun könnten z.B. auch BewerberInnen wegen Diskriminierung in Stellenanzeigen und Bewerbungsverfahren auf Schadenersatz klagen. Die Beweislast liegt dabei beim Arbeitgeber. Die Personalabteilungen der Firmen stellen sich inzwischen in Seminaren und internen Dienstanweisungen darauf ein, berichtet die Süddeutsche Zeitung.

Nationale Gleichstellungsgesetze entstanden in Folge der EU Richtlinien zu Gleichstellungsfragen. Österreich z.B. hat seit 2004 ein novelliertes, richtlinienkonformes Gleichstellungsgesetz. In der Praxis von Bewerbungsberatung und Coaching ist davon nicht viel zu spüren. Geschlechtsneutrale, altersneutrale und herkunftsneutrale Stellenausschreibungen sind noch lange nicht die Regel. Und mündlich teilt der ein oder andere Mitarbeiter von Personalabteilungen auch gelegentlich die Obergrenze für Einstellungen mit (35, 40, 45, 50). Und das „junge Team“ das sich auf die neue KollegIn freut ist auch nicht wirklich altersneutral. Auch in Österreich ist die Beweislast zugunsten der BewerberInnen geändert. Viel hat das bis jetzt jedoch noch nicht gebracht.

Ich bin jedenfalls schon gespannt auf die weitere Entwicklung!

Alter Arbeit Grundsicherung

Die Süddeutsche Zeitung veröffentlichte im Oktober einen fast enthusiastischen Bericht über eine deutschlandweit agierende Facility Management Firma und deren 25% Mitarbeiter über 50. Der vorgestellte Mitarbeiter ist 63, rüstig, fit und hat im Konzept seiner Firma den richtigen Mix aus Planung, Koordination und operativem Einsatz gefunden.
In der Praxis funktioniert die Integration von gesunden älteren MitarbeiterInnen, wenn man das will.

Politisch passt diese Perspektive gut in Münteferings Programm „Initiative 50 plus“ . Die Firma ist der Politik nur einen kleinen Schritt voraus.
Politisch tut sich auch in Österreich etwas: die vielleicht irgendwann einmal zustande kommende österreichische Koalition beschließt die Einführung einer Grundsicherung – irgendwann. (Zur Abgrenzung der Begriffe Grundsicherung und Grundeinkommen s. „Alternative Ökonomie“).
Politische Konzepte, die alle die vorherrschenden Ängste (die Faulen nutzen das System aus) widerspiegeln, aber wenigstens das Denken einmal in eine richtige Bahn lenken.

Eine große Hilfe für die älteren MitarbeiterInnen, die gesundheitlich angeschlagen heute arbeitslos sind, sind diese Programme und auch die Praxis nicht. Da müsste noch ein wenig weiter gedacht werden.

Vielleicht gibt es ja wirklich demnächst ein Programm für eine andere Arbeits- und Entlohnungsform. Für WeiterdenkerInnen jedenfalls gibt es Seiten im Web: INQA-die neue Qalität der Arbeit und Was wir wirklich wirklich wollen.

Erfrischend nützlich

Früher oder später landet man beim Stöbern nach guten Bewerbungstipps auf Gerhard Winklers Seite jova-nova. Ich finde seine Glaubenssätze in Beratungssituationen außerordentlich hilfreich und vor allem sehr klar. Einen erfrischend freien Umgang mit DIN-Normen gibt es neben vielen weiteren praktischen Anleitungen zum Anwenden noch obendrauf.

Ganz sicher eine Empfehlung für alle, die es ernst meinen mit der Bewerbung.