Je suis – ja was denn eigentlich?

Nach dem Anschlag auf die Satirezeitung Charlie Hebdo in Frankreich: Alle Welt will gerade Charlie sein (SZ).

Einmal abgesehen von Merchandising-Effekten und einer verkauften Rekordauflage, was ist damit gemeint? Charlie Hebdo kränkelte als Zeitung in der letzten Zeit finanziell. Nicht nur, weil Printmedien es generell schwer haben, sondern wohl auch, weil die Zielgruppe für radikale Satire in keinem Land besonders groß ist. Menschen, die diese Zeitung unter normalen Umständen nie kaufen würden, demonstrieren etwas. Nur was? Man wird sich nicht vorstellen können, dass der Front National jetzt geschlossen aus lauter Solidarität Charlie Hebdo abonniert.

Was sonst noch ist damit gemeint: ich bin Charlie? Vielleicht „ich bin froh kein Islamist zu sein?“ Es ist so schön kuschelig in der Solidaritäts-Empathie-Wohlfühlecke. Bei allem Respekt vor den Opfern dieser kriminellen Aktion, wir sollten doch etwas länger überlegen, wohin uns unser Mitgefühl grade trägt.

Seit Jahresbeginn zählt Globometer hochgerechnet rd. 30.000 Tote durch Waffengewalt. Diese Menschen sterben weniger spektakulär und unter weniger bis keiner Medienbegleitung.

Wir brauchen keine neuen Gesetze, keine forcierte und ausgeweitete Überwachung (die Täter wurden ja schon überwacht), wir brauchen keine neuen Lagerbildungen in gute und schlechte Franzosen, Deutsche etc., gute und schlechte Religionen etc.

Was wir brauchen sind klare Bekenntnisse zu Menschenrechten. Das Recht auf Leben gehört dazu. Und für Mord gibt es, jedenfalls in Europa, bereits Strafgesetze.

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