Zukunft Personal 2007 in Köln

Neugierig und mit einer lückenlosen Agenda ausgerüstet habe ich die zwei Tage in Köln regelrecht genossen. Anregungen, gute Gespräche, nur gute Präsentationen (die schlechten habe ich nicht gesehen) und eine interessante Mixtur aus Bewährtem und Neuem nehme ich mit. Einiges davon taucht sicherlich auch demnächst in meiner Arbeit auf.

Die Vorträge werden ab 26.9. über hrm.de abrufbar sein, da findet sich bestimmt noch die eine oder andere Perle zum Nachhören. Gut gefallen haben mir der Schwerpunkt „Pflege“ und die unterschiedlichen Angebote zum Thema „Alter“ im Betrieb (u.a. Bernd Reuschenbach zur Personalgewinnung in der Pflege; inqa.de, wie immer mit gutem Material zur „neuen Qualität der Arbeit; Dr. Mehrhoff von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung zum Thema Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM/Disability Management)).

Interessant war auch der Vortrag von Ralph Linde (Audi Akademie), auch dort sind Kondratieffs kein unbekannter Begriff mehr, wie ich erfreut festgestellt habe. Und ganz besonders gut hat mir Doug Stevenson mit seinem Storytelling Theater gefallen. Und während ich so einiges aus anderen Vorträgen nur deshalb noch weiß, weil ich es mir notiert habe (und weiß, wo…), die Essenz von Stevensons Vortrag ist mir inklusive lebendiger Bilder sehr gut in Erinnerung!

Also notieren: Zukunft Personal 2008 in Köln!

Mehr Arbeit in Österreich

Das ist jetzt nicht die gute Nachricht für alle, die noch auf der Suche nach einem Job sind, vielmehr wird die Arbeitszeit in Österreich erhöht: auf maximal 12 Stunden täglich, macht maximal 60 Stunden pro Woche. Nach acht Wochen mit 60 Stunden muss dann allerdings auch mal eine Pause von zwei Wochen mit Normalarbeitszeit gemacht werden (in Österreich demnächst 10 Stunden/Tag oder 50 Stunden/Woche).

Wie alle politisch Beteiligten an dieser Entscheidung unisono erklären, ist das ein Riesenschritt für die Unternehmen, die damit – ohne Leiharbeit, zusätzliche Einstellungen oder andere umständliche Lösungen – die kommenden Produktionsspitzen des kommenden Booms auffangen können.

Mit Christoph Leitl, dem Wirtschaftskammerpräsidenten: „wenn wir uns zu Vollbeschäftigung durch Wirtschaftswachstum entscheiden“, ja, dann glaube ich auch, dass das Paradies ganz nah ist.

Entscheiden kann man sich ja dazu, ob das ganze hinterher auch eintritt ist, glaube ich, eine Frage, die sicher nicht in den Kompetenzbereich der Beteiligten an dieser Entscheidung fällt.

Den O-Ton vom Kammerpräsidenten können Sie hier hören!

Träge, faul, Lebenskunst oder einfach die neue Arbeit begrüßen

Tom Hodgkinsons Buch „Anleitung zum Müßiggang“ ist auf jeden Fall eine Empfehlung für alle, die so in ihrem Alltag stecken, dass sie dringend eine gedruckte Anleitung benötigen, was mann und frau so alles tun können – außer arbeiten – um 7, um 8, um 9, um 10, um 11, um 12… Uhr morgens.

Es stimmt, die Phase zwischen Aufwachen und Aufstehen sollte nicht zu kurz ausfallen, die besten Gedanken, Ideen, Philosphien und Geschichten werden in dieser Zeit geboren. Und wenn dann der Kater ab 12 einsetzt, auch dafür hat Hodgkinson einen passenden Vorschlag. Mehr Anregungen gibts auf seiner website The Idler.

Hin und wieder öffnet sich der Blick für Anderes

Nie wieder Vollbeschäftigung! Eine Tagung in St. Arbogast, Götzis, Vorarlberg, Österreich. Mit Vorträgen von Günter Funke und Carsten Stahmer. Und während der Vorträge das Gefühl, oh ja, man kann die Welt auch mit ganz anderen Augen sehen: Niemand muss für eine Arbeit in der Wirtschaft fit gemacht werden, deren Versprechen nie eingelöst werden. Die facts: hätten wir in Deutschland Vollbeschäftigung, also rd. 10 Mio Menschen mehr in der Erwerbstätigkeit, bei gleicher Produktivität wie jetzt, würde das Doppelte an Gütern hergestellt werden wie heute, ohne dass jemand genau sagen könnte, wohin damit. Eine wachstums- und technikorientierte Wirtschaft funktioniert nur für die Geldbesitzer, nicht für die Arbeitskraftbesitzer. Wie wollen wir also leben? Dazu stellte Stahmer sein Modell der Halbtagsgesellschaft vor, mit einem Ausgleich der Arbeitsverteilung zwischen Männern und Frauen und als komplementärer Währung: Zeit.

Dass dabei ganz schnell die Frage nach dem „Wie“ auftauchte, war klar; und dass sie an dem Tag nicht beantwortet wurde eigentlich auch. Mitnehmen konnte ich aber den Anstoß zum Weiterdenken, neu Denken und neu Fragen.

Es wird immer wichtiger werden, nicht die Frage zu stellen „Wie fit bist du für die Wirtschaft“ sondern die Frage „Was willst du in die Gemeinschaft einbringen, wie willst du Dich einbringen, wie willst du ein erfülltes Leben führen und – mit Fritjof Bergmann – „Was willst du wirklich, wirklich?„.

Links zur Halbtagsgesellschaft: dieGesellschafter.de und bei der WDR Lernzeit

Links zur Neuen Arbeit von Fritjof Bergmann und bei brand eins, schon 2004 erschienen, Konzepte für Deutschland

Und noch einmal brand eins Nie wieder Vollbeschäftigung 7/2005

Ob’s was bringt? Gleichstellungsgesetze

Seit August gilt in Deutschland das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG, früher auch: Antidiskriminierungsgesetz). Nun könnten z.B. auch BewerberInnen wegen Diskriminierung in Stellenanzeigen und Bewerbungsverfahren auf Schadenersatz klagen. Die Beweislast liegt dabei beim Arbeitgeber. Die Personalabteilungen der Firmen stellen sich inzwischen in Seminaren und internen Dienstanweisungen darauf ein, berichtet die Süddeutsche Zeitung.

Nationale Gleichstellungsgesetze entstanden in Folge der EU Richtlinien zu Gleichstellungsfragen. Österreich z.B. hat seit 2004 ein novelliertes, richtlinienkonformes Gleichstellungsgesetz. In der Praxis von Bewerbungsberatung und Coaching ist davon nicht viel zu spüren. Geschlechtsneutrale, altersneutrale und herkunftsneutrale Stellenausschreibungen sind noch lange nicht die Regel. Und mündlich teilt der ein oder andere Mitarbeiter von Personalabteilungen auch gelegentlich die Obergrenze für Einstellungen mit (35, 40, 45, 50). Und das „junge Team“ das sich auf die neue KollegIn freut ist auch nicht wirklich altersneutral. Auch in Österreich ist die Beweislast zugunsten der BewerberInnen geändert. Viel hat das bis jetzt jedoch noch nicht gebracht.

Ich bin jedenfalls schon gespannt auf die weitere Entwicklung!